Dienstag, 13. März 2012
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Nach der Turbo-Geburt ist mein untenrum leider ein totales Schlachtfeld. Ich renne nu schon seit zwei Wochen zur Rückbildungsgymnastik, aber es geht mir alles zu langsam und ich will ja auch nichts unversucht lassen. An wen wendet sich die frischgebackene Muddi? Richtig. An die Hebamme ihres Vertrauens.

Und nu war die Anfang März just auf einem Kongress und dort stellte eine bekannte, deutsche S*x-Spielzeug-Firma auch ihr Angebot vor. Beckenbodentrainingshilfe ist das Stichwort. Sowas gibt es schon länger, z.B. in Form von lustigen kleinen Gewichtskegeln, die man sich in seine...ähm... sein Schmuckkästchen einführt und dann mithilfe der irgendwo noch vorhandenen Beckenbodenmuskulatur festhält. Und die Firma mit den Spielzeugen hat da also jetzt auch was. Meine Hebamme war ganz begeistert und so hat sie also gesagt, ich solle mir das doch mal anschauen und ggfs. könnte ich ja über sie mit Hebammenrabatt bestellen.

Aber mir geht ja wie schon gesagt alles zu langsam und so surfte ich zu dem ehemaligen Internetbuchhändler, der heute ein einziges Warenhaus ist, und siehe da: Auch was S*x-Spielzeug angeht, wird man da fündig.

Und nun habe ich diese Dinger also bestellt. Fe.Tisch-Shop24.de oder so hieß der Händler. Ich bin da relativ sorglos rangegangen. Neutraler Versand hieß es, kicher kicher.

Aaaaaaber: ich vergaß die Produktvorschläge, die Auswertung meines Kaufverhaltens. Ich sage nur: "Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, haben auch folgende Artikel angesehen". Ich bin im Internetkaufhaus nun eine von denen, die sich für Schweinkram interessiert. Ich sage Ihnen, ich habe Dinge gesehen, die wollte ich im Leben nicht sehen.

Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah.



(Die Bollen sind heute gekommen.
Mal kucken, ob es was bringt.)



Freitag, 17. Februar 2012
Why does it always rain on me?
Im Krankenhaus war der kleine Mann noch watt drög. Wir haben fast 72 Stunden auf sein erstes Pipi gewartet und als die erste Windel dann bepullert war, war die Freude groß.

Offensichtlich hat der kleine Bennimann das nun zum Anlass genommen seine Mama besonders glücklich machen und beweisen zu wollen, dass er pinkeln kann, wie ein ganz großer.

Und so ist es nämlich nun so, dass ich jedes, aber auch jedes Mal, wenn ich am Wickeltisch mit ihm bin, angestrullert werde. Tendenziell ist er ein Linksausleger, so dass ich meinen Schreibtisch nun auch schon frei von allen wichtigen Dokumenten (Elternzeitantrag etc.) gemacht habe, damit er nicht alles markiert.

Und es ist auch egal, ob ich vor dem füttern, nach dem füttern, während des fütterns, morgens, mittags oder abends mit ihm zum wickeln gehe. Kaum ist die Windel ab, das kleine Gemächt freigelegt und Mutti dreht sich kurz weg (zum Windeleimer oder um etwas Creme zu holen), geht die Fontäne los.

Ich wusste es: Kindercontent ist NOCH besser als Katzencontent.

Morgen erzähle ich Ihnen was vom Fremdpopeln.



Dienstag, 14. Februar 2012
Beihilfe zum Mord.
Und dann wunderte ich mich gestern, warum das Zorrelkatz so seltsam (verstört?) vor der Waschmaschine saß. Aber das Katz spinnt ja des öfteren (neulich fürchtete er sich vor Wind) und so machte ich mir nichts draus.

Irgendwann fetzte der schwarz-weiße Blitz aber an mir vorbei und ich erahnte nur aus dem Augenwinkel, dass da was graues in seinem Mund war und sah ein Schwänzchen im Galoppwind wehen.

Hat der allen ernstes die vermutlich letzte, nicht tiefgefrorene Maus draußen gefunden und hier rein geschleppt um die erst noch richtig zu quälen. Das arme kleine Ding. Ich konnte ihm das kleine Mäuschen leider nicht mehr wegnehmen und es retten, wahrscheinlich hatte es zu dem Zeitpunkt aber eh schon eine gebrochene Hüfte oder sonst was schlimmes, woran es eh gestorben wäre.

Aber ich hab ihn zumindest rausgeschmissen. Soll er doch seine Foltermethoden draußen in der Kälte abziehen.

Aber dennoch: Ich habe die Maus nicht retten können. Ich bin schuldig.



Montag, 13. Februar 2012
Benedikt.
Und das ist der kleine Scheißer am ersten Tag nach der Geburt.



Und dick eingepackt bei der Ankunft zuhause.



Und abgekämpft auf der Brust. (Man achte auf die ausgestreckte Powerfaust)



Den Namen hat er übrigens am 02.02.2012 bekommen.



Sonntag, 12. Februar 2012
III. Akt - Oh, Boy!
Montag, 30.01.2012, irgendwas um 15 Uhr herum. Wir sind im Kreißsaal.

Alles ist aua. Mit vorletzter Kraft von irgendwoher robbe ich von der Transport-Liege auf das Kreißbett. Ich weiß gar nicht wie mir geschieht.

Eine Wanne. Ob ich in die Wanne möchte, zur Erleichterung der ganzen Sache, fragt die Hebamme. Ja! Eine Wanne!

Als der Riesenbottich endlich vollgelaufen ist, schleppe ich mich irgendwie in das Bassin. Die Hebamme und die Hebammenschülerin versuchen die CTG-Gürtel anzulegen. Ich versuche mich zu entspannen. Das Baby-CTG gibt nix gutes wieder. Offensichtlich will das Baby nicht mehr baden, es ist unfit. Also, nichts mit entspannen, sondern raus aus der Wanne, zurück auf das Bett. Die Hebamme und die Schülerin sind ein bisschen hektisch. Ich hab keine Kraft, um zu fragen, ob es dem Zwerg gut geht.

Auf der Liege werde ich noch mal untersucht. Mein Muttermund gibt offensichtlich Vollgas. "Das geht ganz schnell.", sagt die Hebamme. "Wenn die nächste Wehe kommt, dann können sie mitschieben."

Mitschieben?
In meinem Kopf passieren die Phasen der Geburt, die ich im Vorbereitungskurs und in den ganzen tollen Büchern immer vernommen habe, Revue. Wo war hier bitte meine Eröffnungsphase, wo meine Austreibungsphase? Meine Wehen kamen einfach von null auf Schuss. Ich erinnere mich an die Kreißsaalbesichtigung. Schöne Musik solle man sich mitbringen, einen Badezusatz. Ich erinnere mich an das Seil und den Geburtshocker. Und dass man losfahren soll, wenn die Wehen alle fünf Minuten kommen. Ich hatte nie einen Abstand von fünf Minuten. Meine Wehen haben direkt losgewummert wie die Musik auf den wüsten Raves der 90er.

Mitschieben.
Ich schiebe und schiebe. Wehe um Wehe. Irgendwann war auch noch die Sache mit der PDA, fragen Sie mich nicht wann. Wir haben das kurz andiskutiert und JA, ich wollte sie. Ich habe sie mir gewünscht, gefleht habe ich. Weil ich felsenfest davon überzeugt war, dass diese Kanüle im Rücken nicht schlimmer als diese Schmerzen sein können und weil ich ja sowieso nicht mehr von diesem Bett runterkam. Der Vater wurde mit Mundschutz und Kittel ausstaffiert und fing an das Formular auszufüllen. Und kam bis zur Hälfte des Zettels.

Überrascht es Sie, dass für die PDA keine Zeit blieb? Nein, nicht wirklich, oder? Bis ein Anästhesist dagewesen wäre, wäre ich schon fast fertig. Also, leider keine PDA. Mundschutz ab, Zettel weg. Ich muss da alleine durch. Gegen die Schmerzen gibt's für mich leider nichts mehr. Das bekomme ich irgendwie aus 80km Entfernung alles so halbwegs mit. Irgendwie. Meine Sinne sind total benebelt.

Ich bin mit meiner Kraft völlig am Ende. Ich wiederhole immer wieder "Ich kann nicht mehr." Alle im Raum befindlichen Personen versichern mir, dass ich kann. Bei jeder Wehe, bei jedem Schieben feuert die Hebamme mich mit einem dreifachen "jawoll! jawoll! jawoll!" an. Die Hebammenschülerin atmet mir vor und ermahnt mich, dass ich zum Kind atmen müsse. Ich schaffe nicht mal mehr für mich selbst zu atmen.

Irgendwann merke ich auch, dass sich was bewegt. Das motiviert mich irgendwie. Dummerweise lassen meine Wehen nach. Die Abstände werden immer größer. Jetzt sind es nicht mehr die Wehen, die Schmerzen machen, sondern die Abstände dazwischen. Das läuft alles nicht gut. Das CTG vom Baby ist schlecht. Das bekomme ich irgendwie am Rande mit.

Die Hebamme ruft einen Arzt. Sonst war sie extrem ruhig und souverän, aber als ich höre, dass sich ihre Stimme überschlägt, als sie den Nachsatz "ich brauche einen Arzt hier. DRINGEND!" eindringlich formuliert, bekomme ich Angst.

Dann erklärt sie mir, dass ich einen Wehentropf bekommen sollte, weil meine Wehentätigkeit abnimmt. Als würde ich in meinem Zustand noch diskutieren oder hinterfragen.

Oxytozin-angetrieben und jetzt auch mit Unterstützung des Oberarztes geht es weiter. Erster Schritt: Der Doktor drückt das Baby von oben aus dem Bauch raus. Zweiter Schritt: Saugglocke. Einmal pressen und jetzt geht es merklich voran. Noch einmal pressen und das Baby ist raus. Was für ein Gefühl. Es ist 17:37 Uhr.

Als sie es hochheben sehe ich ungelogen direkt auf Augenhöhe den Schniedel des kleinen Mannes und bin überhaupt nicht überrascht. Ich wusste immer, immer, immer, dass das ein Junge ist.

Die Nabelschnur lag um den Hals, der Kurze wird mir kurz gegeben, dann direkt untersucht. Der 10-Minuten APGAR-Test bringt alle 10 Punkte. Der kleine Kerl ist zäh.

Und dann warten wir noch auf die Plazenta. Ich bleibe am Wehentropf. Es muss doch noch eine Nachwehe kommen, die dieses - pardon - Scheißding raustreibt. Die Zeit vergeht. Die Hebamme wartet noch. Aber ewig könne sie nicht warten. "Wenn die Plazenta sich nicht löst", erklärt sie mir, "dann müssen wir die operativ entfernen." Ich nicke. "Sie bekommen dann eine Spinalanästhesie." Ich nicke. Ich bin gewillt dieses Ding mit meiner Willenskraft abzulösen und da rauszubefördern, koste es was es wolle. Ich lasse mich hier jetzt nicht noch ausschaben. Nein. Nein. Nein.

Eine zweite Hebamme kommt und akupunktiert mich. Wir warten noch etwas weiter.

Nach einer Stunde des Wartens ist Schicht. Jetzt zählt es. Entweder die beiden Hebammen bekommen das Viech raus oder ich werde operiert. Die eine Hebamme, massiert und drückt auf meinem Bauch herum. "Ich muss sie jetzt ein bisschen hart anfassen, das tut mir leid.", sagt sie. "Kein Problem.", sage ich. Das sind doch keine Schmerzen im Vergleich zu dem, was hinter mir liegt.

Zwei mal drückt die Hebamme feste zu, dann ist die Plazenta raus. Und dann die Begutachtung, ob alles vollständig ist. Meine Güte, wie spannend. Aber jaaaaaa. Es ist alles vollständig rausgekommen. Es gibt doch einen Gott!!

Ich werde genäht, ich bekomme mein Kind hingelegt, ich bekomme ein Schmerzmittel. Ich sage ziemlich oft scheiße, weil die ganzen Schläuche meines Zugangs mich beim Schmusen mit dem kleenen Mann stören und weil ständig irgendwas piepst, wackelt oder ruckelt.

Ich bin fertig, ergriffen, glücklich, kaputt, erleichtert, geschafft, verärgert, traurig, entzückt - alles gleichzeitig.

Und das war der erste Blick, den mir der kleine Mann zuwarf: