Donnerstag, 1. September 2011
Bewegte Männer. Und Frauen.
Immer Mittwochs um 18 Uhr macht die Klinik hier im weltoffensten und kinderfreundlichsten Dorf der Welt eine Kreißsaalführung für alle interessierten werdenden Mütter. Und die Vattis sind natürlich auch eingeladen.

Gestern stand ich auch da. Interessiert und werdend. Und: Alleine. Da der Vater der Brut z.Zt. in ca. 3000km Entfernung weilt. Und mir in meiner zweiwöchigen Arbeitsunfähigkeit ja auch bissje langweilig ist. Aber nicht nur die Tatsache, dass ich partnerlos dort erschien, unterschied mich von den übrigen Anwesenden. Es war auch sonst so als ob da zwei Welten aufeinander prallten.

Ging schon damit los, dass die Trullas fast alle so von der Sorte "kernig/natürlich" waren. Ich sag mal so, wenn das Wetter achselfreie Tops zugelassen hätte, würde ich tippen, dass 40-50% der anwesenden Damen Büschel unterm Arm trugen. Geschminkt war da gar keine. (Ausnahme: Das auf 17 geschätzte Mädel, dass mit seiner Freundin da war. Die war cool. Die war normal - für meine Begriffe.)

Ich verstehe das nicht. Ich bin jetzt auch in Woche 18+5, trage einen Bauch vor mir rum, der unweigerlich deutlich macht, dass ich weg vom Markt bin, aber hey! Mascara is still a friend!

Halten wir also fest, frollein stach schon mal ob der Partnerlosigkeit und der Optik hervor. Repettos statt Birkenstocks, Handtasche statt Rucksack. Dann gingen wir in den Kreischsaal bzw. in einen der Geburtsräume.

Dolle Show.

Die anderen Paare lauschten andächtig den Worten der tendenziell esoterischen Hebamme, die die Führung leitete. In mir erwachte derweil der "Smaland-Effekt". Ich wollte alles ankucken, anfassen, ausprobieren.

Watt die da allet für Zeuch haben. WAHNSINN!

Geburtswanne. Geburtshocker. Das lustige Bett. Und dann:
Ein Seil, das von der Decke hängt.

Als die Hebamme sagte "wir haben auch in allen Räumen ein Seil..." rutschte mir raus: "...falls man sich doch lieber noch erhängen will?"

Fanden außer mir nur die beiden Mädels lustig.

Die Hebamme lächelte ihr esoterischstes Lächeln und belehrte mich, dass manche Frauen es hilfreich empfinden, sich in das Seil zu hängen, weil so die Wehen vielleicht leichter bewältigt werden können.

Ich musste innerlich sehr lachen bei dem Gedanken und der Vorstellung, wie ich mitten im Wehensturm mit dickem Bauch den Tarzan geben und an meinem Seil durch den Geburtsraum schwingen würde. Den passenden Schrei denken Sie sich bitte jetzt dazu.

Albernes frollein.

Auf dem Geburtshocker habe ich trotzdem noch Probe gesessen.