Wenn Sie wissen wollen...
...was ich die ganze Zeit so mache:
Ich mache mich bekloppt.
Was bisher geschah (in Kurzform):
Sex zwei Tage vorm Temperaturanstieg. (Für alle, die es mit der nfp nicht so haben: Zwei Tage bis 1 Tag vorm Temperaturanstieg ist normalerweise der Eisprung.) Also: Sex im allerfruchtbarsten Zeitraum. Und jetzt die Punch Line: Natürlich ungeschützt. Natürlich.
Das war mir alles gar nicht so bewusst und ich habe mir auch keinerlei Gedanken gemacht, bis mir letzten Sonntag irgendwie so komisch war. Komisches Gefühl im Bauch, Ziehen im Unterleib, flau im Magen. Da hab ich dann gerechnet und überlegt. Und nachgedacht.
Ich recherchiere: Das können natürlich alles Menstruationsvorboten sein. Die ich zwar sonst nie so deutlich und so früh habe, aber ich bin ja jetzt auch 31 und wer weiß, vielleicht ist das bei der ersten Mens im 31. Lebensjahr ja so.
Kann aber auch mit Einnistung, sich dehnenden Mutterbändern und sonstigen frühschwangerschaftlichen Prozessen zusammenhängen.
Ich sag Ihnen: Ich bin so was von fit in Sachen Schwangerschaft. Ich kann Ihnen bald auswendig runterbeten ab dem wievielten Tag ab dem Eisprung im Falle einer Schwangerschaft wieviel hcG im Blut und im Urin vorhanden ist.
Und ich habe sämtliche Optionen geprüft.
Es gibt in diesem Universum keinen Schwangeschaftstest, der z.B. schon heute, am 10. Tag nach dem Temperaturanstieg, sicher wäre.
Also muss ich noch warten. Was ich besonders schlecht kann. Deshalb mache ich mich bekloppt. Will herausfinden, wie wahrscheinlich, das ist, dass man so früh schon was merkt. Repräsentativ erforschen, wieviele Frauen, die ähnliche "Anzeichen" verspürt haben, dann auch wirklich schwanger waren. Vorweg: ich hab's aufgegeben.
Beim Recherchieren im Internet tun sich mir völlig fremde, neue Welten auf. Kinderwunsch-Seiten, Wunschkinder-Seiten, mamacommunities, 9monats-Seiten usw.
Auf Webspace ungeahnten Ausmaßes tummeln sich wildgewordene Weiber und "hibbeln", ja die nennen das so, auf 9 Monate entfernte potentielle ETs hin, in der Hoffnung im aktuellen Zyklus, schwanger zu werden bzw. geworden zu sein.
Das V*geln heisst dort "herzeln" und einige der Damen herzeln morgens mittags und abends und zwischendurch auch noch, testen mit Klinikpackungen sogenannter "Ovus" (Test zur Bestimmung des LH-Werts, also eines Hormons, das nur beim Eisprung ausgeschüttet wird), ob der Eisprung vorliegt, nehmen vorsorglich schon jeden Tag Folsäure und trinken "KK-Tee", was, wie ich nach mühevollem Suchen rausfand, "Kindlein-Komm-Tee" bedeutet.
Und als wär das nicht schon alles krass genug: Einige der Damen sind da schon monate- und jahrelang zugange, in den Signaturen werden die Abgangsdaten sogenannter Sternchen verewigt und in nicht endenwollenden, sich-wiederholenden Threads wird dann gemeinsam getestet, ob es nun endlich geklappt hat. Um sich dann - ganz solidarisch - zu trösten, wenn es doch nichts war.
Auch auf die Gefahr hin, mich jetzt auf einen Schlag bei ganz, ganz vielen Frauen unbeliebt zu machen, aber:
So Weiber sind doch echt fürchterlich! Ich habe mich noch nie so sehr fremd im Kreise von Geschlechtsgenossinnen gefühlt. Da kann man sich doch nur schämen.
Boah, und watt tun mir die Kerle leid. Getz ma ehrlich: Das kann doch nicht antörnen, wenn die Frau ständig auf irgendwelche Teststäbe pullert und dann, wenn das Ergebnis zufriedenstellend ist, zum herzeln ruft. Und wenn es nach 4-5 Zyklen nicht geklappt hat, wird der Mann mit ernster Miene zum Spermiogramm gebeten.
Vor allem: So was gibt's wieder nur bei Frauen. Oder kennt jemand ein adäquates Männerforum, wo die Kerle sich über Ihre Spermiogramme austauschen und sich über's herzeln austauschen und gemeinsam hibbeln, ob es geklappt hat?
Was das Internet so alles hervorbringt. Dieses sich-über-alles-informieren-können ist ja toll, aber irgendwie habe ich das Gefühl, die ganze Menschheit wird total rammdösig davon.
Kuckt euch doch mal die Karnickelse an! Die haben auch keinen Internetzugang!
Und jetzt zurück zu mir: Vielleicht finden Sie hier in einer Woche das Bild von meinem Pissestab. Und wenn das so ist, dann wird das eine absolute Oldschool-Schwangerschaft. Ohne Internet und ohne wildgewordene virtuelle Weiberhaufen.
Forschung.
Gerade eine halbstündige Telefonbefragung für ein Meinungsforschungsinstitut mitgemacht.
Früher hätte ich jemandem, der es wagt an meinem wohlverdienten Feierabend einfach anzurufen und mich zu meiner Meinung über Radiosender auszufragen, aus der Leitung geblasen.
Aber im Rahmen meines Studium werde ich vielleicht schon im übernächsten Semester selber eine praktische Studie designen und durchführen und da will ich ja auch, dass die Leute mir bereitwillig Auskunft geben. Und gerade heute erst las ich, dass es für uns zukünftige Befrager auch immens wichtig sei, auch mal in die Rolle des Befragten zu schlüpfen. Deshalb müssen wir ja auch im Rahmen unseres Studiums sogenannte Versuchspersonenstunden ableisten, ohne die wir nicht zur Prüfung zugelassen werden.
Also habe ich meine Meinung kundgetan. Und jetzt, fürchte ich, habe ich den Lokalsender meiner Heimatstadt auf dem Gewissen. Denn der bekam immer nur Fünfen und Sechsen.
Das Programm is aber auch schlecht.
Wenn Ihnen ein Fremder plötzlich Blumen schenkt,...
...dann könnte das an
an
an
an
ja, an WAS denn liegen?
Ich komm da nicht drauf. Dieser dösige Werbeslogan aus den Achtzigern ist heute aus irgendwelchen Windungen meines Hirns* in mein Bewusstsein gesprungen. Aber eben unvollständig. An welchem billigen Deo lag das denn nun?
Gugeln mag ich nicht, das ist mir jetzt zu einfach. Zu Jahr 2000.
Wissen Sie's zufällig?
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*) Geben Sie mir noch ein paar Wochen, dann kann ich dank meines Studienkurses "Biologische Psychologie" Ihnen bestimmt auch genau und auf Lateinisch sagen, wo im G.Hirn das all die Jahre gelagert war.
Immerhin.
Hat sich die Plackerei also gelohnt.
Mach ich jetzt also weiter.
Nimmt kein Ende dieses Studium.
Aussichten.
"Die A. und ich haben gesagt, wenn wir mit 40 noch alleine sind, gehen wir zur Samenbank. Da kommste dann einfach mit.", sagt die D. zu mir.
"40 ist mir ein bisschen spät für eine Schwangerschaft.", maule ich.
"Du bist ja auch eh 3 Jahre jünger. Das passt doch.", entgegnet sie.
Hätten wir das also auch geklärt. Zu dritt gehen die A. die D. und ich zur Samenbank. Werden gemeinsam schwanger, treten in den dm-Baby-Bonus-Club ein und informieren uns über Kinderspielgruppen.
Wir ziehen alle in ein Zechenhäuschen.
A. ist handwerklich begabt und verfügt über einen dunkelgrünen Daumen und kümmert sich deshalb um den Garten.
D. ist Wohnungseinrichtungsexpertin aus Leidenschaft und sehr ordentlich und daher für unser Wohngefühl verantwortlich.
Ich kümmere mich um die Finanzen und bin als dann hoffentlich studierte Psychologin für die Erziehung unserer Kinder verantwortlich, damit die keinen Schaden kriegen.
Wir kriegen alle drei Jungs. Damit die Mädels später mal bessere Männer abbekommen, als wir.