Alle meine Sünden.
Was für eine Nacht. Ständig vom prasselnden Regen aufgewacht, nassgeschwitzt. Mit offenem Fenster war es zu warm und zu laut zum Schlafen. Mit geschlossenem Fenster war es noch viel zu wärmer zum Schlafen.
Während ich also so nassgeschwitzt und schlaflos da lag und der Regen meine Gartenmöbel ruinierte, weil ich ein weiteres Mal nicht rechtzeitig die Abdeckhaube darüber gefriemelt hatte, fielen mir alle meine Sünden ein.
Ich hab mich ja nie groß für Schwangere, Kinder usw. interessiert. Oder gar begeistert. Ich habe schon zu Schulzeiten nicht zu den Mädchen gehört, die Babys "süüüüüüüüß" fanden und Grundschullehrerin werden wollten. Schwangere fand ich meistens nur irgendwie anstrengend und gewordene Mütter... naja, Synonym für "kannste nix mit anfangen".
Über Schwangerschaftsbeschwerden, verminderte Leistungsfähigkeit bei der Arbeit usw. habe ich dementsprechend auch hart, in meinen Augen aber gerecht, geurteilt. Für mich war das alles ein bisschen dick aufgetragen von den Muttis, die keinen Bock mehr auf Job haben und sich zu Hause breitmachen wollen, legitimiert durch ihre Babys und Kinder, und eine ruhige Kugel schieben.
ICH NEHME ALLES ZURÜCK!!! Also, okay, nicht ganz alles. Ich glaube immer noch, dass es Mütter gibt, die aus fragwürdigen Motiven schwanger werden. Aber in einigen Punkten werde ich doch momentan eines besseren belehrt.
Schwangerschaft ist keine Krankheit. Ich weiß.
Aber man fühlt sich trotzdem krank. Und wenn ich nicht wüsste, dass ich schwanger bin, würde ich bei all den Symptomen, die ich habe, definitiv annehmen, dass ich unheilbar an etwas ganz schrecklichem erkrankt sein muss. So erbärmlich geht es mir.
Ich fühle mich schwach. Ich brauche 12-16 Stunden Schlaf pro Tag und fühle mich dennoch danach, als hätte ich auf einer Galeere malocht.
Mein Kreislauf ist am Arsch. Mein Blutdruck ist im Keller.
Sterne sehen ist untertrieben. Stehe ich auf, lege ich mich gleich wieder hin. Entweder freiwillig oder unfreiwillig.
Und dann die Übelkeit. Wer hat eigentlich diesen Begriff "Morgenübelkeit" in die Welt gesetzt? Gehört erschossen! Mir ist meistens morgens, mittags, nachmittags und abends übel. So dass einem der Feierabend, den ich bereits morgens um 8 so sehr herbeisehne, weil ich nicht weiß, wie ich den Tag überleben soll, dann auch noch komplett verhagelt ist.
Und dann haben wir noch die ganzen anderen "Problemchen". Schlafen zum Beispiel: Trotz der bleiernen Müdigkeit, die einem jeden Tag zur Hölle macht, gestaltet sich das eigentliche Schlafen nämlich sehr schwierig. Vornehmlich, weil die Matratze - egal wie man liegt - immer wehtut. Rücken, Brüste, Bauch. Matratze ist immer im Weg und betont das aua. Wenn man dann aber irgendwie irgendwann endlich eingeschlafen ist, wird man todsicher kurze Zeit später wach und auf Toilette müssen, jahaaaaa, da kann man sich schon mal dran gewöhnen wie das später mal wird.
Ich sag's Ihnen, das ist alles GAR nicht lustig.
Und der Horror kommt ja erst noch: Krampfadern, Wassereinlagerungen und die Splattershow namens Geburt.
Ich nehme alles zurück. Schwangerschaft ist keine Krankheit. Schwangerschaft ist viiiiiieeeeeel schlimmer.
Ach, das schaffste schon :-) Man gewöhnt sich an die Schmerzen und Schlaf, ja mein Gott, wer braucht schon Schlaf?
Ja, richtig. Das mit dem Schlafen ist jetzt halt einfach vorbei. Ohgottogottogott.
danke!
das klingt doch endlich mal realistisch!
bisher habe ich immer nur die ach-so-schönen-seiten der schwangerschaft zu hören bekommen. und ich konnte es, ehrlich gesagt, nie so richtig glauben. ich bin nicht schwanger, war es noch nie und hab deshalb überhaupt keine ahnung von dem thema. aber werdende mütter geben einem das gefühl, man würde definitiv was verpassen. vielleicht tut man das auch - wenn man durch das erste stadium durch ist. (und man soll ja nach der geburt ganz groß im vergessen sein.) aber ich bin froh, dass endlich mal jemand sagt, dass es nicht nur schön ist.
aber ich drücke fest die daumen, dass diese zeit ganz fix vorbei geht! ehrlich!!! :)
Es ist ja auch faszinierend irgendwo. Da hängt so ein kleines Alien in Dir und nistet sich da ein, zapft deinen Blutkreislauf an, bastelt sich Organe und wächst so lange bis Du zu platzen drohst.
Natürlich kann das alles nicht spurlos am "Wirt" vorübergehen, der man als Schwangere nun mal ist. Da muss dein Körper halt einfach die Ressourcen teilen, wenn da ein neues Leben entsteht.
Alleine der Gedanke lässt einen das ja auch aushalten.
Aber was verpassen. Bislang nicht wirklich.
Die Freude, dass man weiß, was da in einem los ist, die Fürsorge, die man empfindet, das ist toll. Aber diese ganzen Begleiterscheinungen. Ohne das alles fänd ich's auch nicht schlechter ;)
Vergessen? Nee, im Leben nicht. Ich erinnere mich an alles, an jede Wehe, an die Schmerzen nach dem Kaiserschnitt, aber im Nachhinein empfindet man das nicht mehr als so schlimm. Man erträgt es wie ein Indianer und die Freude am Kind überwiegt alles, wirklich alles und wenn dann das erst Wort "Mama" ist, dann ist das das Größte (ok, unser erstes Wort war mjam-mjam, aber das zählt nicht ;-) )
"Alien" passt ziemlich gut - vor allem, wenn man sich mal 3D-Ultraschallbilder angeschaut hat. Wenn das nicht die Inspiration für H.R. Giger war, weiß ich auch nicht.
Und kleiner Trost eines Co-Schwangeren: Die Übelkeit verschwindet irgendwann wieder. (Was man von der Müdigkeit dagegen nicht immer sagen kann.)